Das kleine, erleichterte Ausatmen der jungen Hexe entging es mir nicht. Sie hatte Angst, dass ich ihrem Freund irgendwie schaden wollte. Aber sie war mutig genug, mich direkt damit zu konfrontieren. Das war interessant, nicht alle wären so mutig. Und sie war ehrlich, ein Wesenszug, der irgendwie selten geworden war. Sie empfahl mir aber auch das Buch, es freute mich und ich war neugierig. Und sie war überrascht, dass ich so offen erzählte, von dem was ich als Nationalspieler erlebte. Sie stellte eine interessante Frage, ob es mich glücklich machte. "Ja, der Sport macht mich glücklich, aber auf einige Facetten könnte ich verzichten. Nicht das Spielen... aber Reporter" dann wurde mir bewusst, dass die ja auch Fragen stellten. Und sie war auch mindestens so neugierig wie einer. Aber irgendwie war ich trotzdem entspannter. Ich nahm andere Signale wahr - nichts, dass auf Unehrlichkeit schließen will. Keinen Willen bestimmte Informationen auszunutzen.
Es folgte eine verdammt treffende Analyse, bedachte man die kurze Zeit, die sie mich nun kannte. Das beeindruckte mich, es sprach von Klugheit. Und vor allem zeugte es noch von etwas anderem - sie wollte nicht mit dem Sportler reden, sondern dem Menschen in mir. Mit Viktor. Nicht mit Viktor Krum, sondern Viktor Nikolaew Krum, kurz Viktor. DAS war krass und mir bisher nicht so passiert. Normalerweise wollten junge Frauen und Mädchen eher davon hören, was ich alles so trainierte oder versuchten mich richtig anzubaggern. Ich musste über die Frage kurz nachdenken und auf Englisch die richtigen Worte finden, das war gar nicht so einfach. Ein Machospruch war nicht meine Art, hätte aber laut meinem Onkel und Karkaroff gut zugesicht gestanden. Es war eben das, was man von Sportlern erwartete. Ich senkte die Stimme, als mir die Anwesenheit der anderen Mädchen bewusst wurde. "Nun, gewisse Schutzmaßnahmen habe ich und viel Zeit, um in Einkaufsstraße zu sein fehlt..." Ich zuckte mit der Schulter. Tatsächlich konnte ich aber nicht mehr so einfach unterwegs sein, sie hatte recht.
Aber man kannte auch viele Ladenbesitzer und bekam Sonderöffnungen abends, wenn alles sonst geschlossen war, oder sonntags. Manchmal auch kamen sie zu einem gewählten Treffpunkt. Ich war aber noch zu vorsichtig um mehr zu erzählen. Ich war eher wie ein wildes Tier, das langsam Vertrauen fasste und neugierig an der gereichten Hand schnüffelte, näher kam. Gleichzeitig strahlte ich ein Selbstbewusstsein aus sowie eine Attitüde, die an Grumpy Cat erinnerte. Ich erschien vielen als mürrisch, aber genau das reizte so viele Mädchen, denn sie hofften diejenige zu sein, die mich zähmten und die ich erhörte. Genau diese Art weckte die Träume vieler Mädchen und Frauen. Doch ich ahnte nichts davon, war zu unbedarft in solchen Dingen und praktisch noch ein Welpe.
"Früh zum Sport gekommen", sagte ich dann ruhig. Kurz darauf fragte sie mich, ob ich die Mädchen kannte, deren Giggeln nun ertönte. Ich runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. Ich kannte es nicht so wirklich anders oder eigentlich doch, aber es war mir nun einmal sehr wichtig. Das Geld half uns gut, den Hof zu halten und ich hatte viel Spaß am Sport. Es war eine tolle Perspektive, eine große Hoffnung. "Nein, nicht zu mir" beantwortete ich die Frage. Das Gesicht wurde gleich wieder ein wenig mürrischer, "nicht einfach so weiterzurede, wenn Du willst breche wir ab und reden später weiter." Ich überließ ihr die Entscheidung. "Es ist jedenfalls schön, Dich kennenzulernen Her-mine und eine Ehre, möchte ich meine"